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von Brigitta Hochuli, 26.02.2012

manthan[west] mit neuen Perlen

manthan[west] mit neuen Perlen
Benjamin Engelis gedankliche Interpretation von Bachs Englische Suite Nr. 3 - manthan[west]-Besucher im Blauen Saal der Kreuzlinger Seeburg. | © be/ho

Die zweite Veranstaltung der Reihe manthan[west] in der Seeburg in Kreuzlingen lockte 80 Neugierige. Es wurde eng im Raum, aber weit für den Geist.

Brigitta Hochuli

„manthan“ ist Sanskrit und heisst „aufwirbeln, schwingen, aufwühlen“. Aufwirbeln sollen Fachleute aus Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur mit kreativen Aspekten ihres Denkens, ihrer Methoden, Strategien und Prozesse, heisst es im Prospekt. Im besten Fall sollen diese Aufwirbelungen zu neuen Visionen und Perspektiven verführen. „Wir suchen Perlen“, sagt Adrian Bleisch vom organisierenden forum für andere musik.

Marlen Karlen

Am meisten verführt hat an der zweiten Veranstaltung die Kulturschaffende Marlen Karlen. Die Walliserin lebt seit 12 Jahren am Iselisberg und führte die grosse Zuhörerschaft unter anderem in die Welt der Systemtheorie. Sie erzählte drei Geschichten. Eine davon handelte von den „Vogelgesprächen“, einer sozialen Skulptur in Form eines Zirkuswagens, aus dem heraus Gäste während 24 Stunden Vögel davon abhalten, reifende Trauben im Rebberg zu picken.

Thomas Hasler

Um den Raum ging es dem Frauenfelder Architekten Thomas Hasler. „Der Raum liegt mir am Herzen, weil er leer ist. Der Raum ist ein Nichts.“ Es sei deshalb nicht einfach, darüber zu reden. Aber der Raum sei objektiv, wahr und transzendent. Zur Person entstehe eine Oszillation. Der Aufbau dieses Spannungsfeldes zwischen den gebauten Elementen sei dem Architekten wichtig.

Cornelia Mechler

Cornelia Mechler leitet seit einem Jahr den in Sulgen ansässigen Benteli Verlag. Sie zeigte einen eben erst gedrehten Film von art-tv.ch

und berichtete von der Entstehung eines Bildbandes sowie den Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt, bis der Betrachter das Werk - davon zum Glück nichts ahnend - in Händen hält.

Verena Rothenbühler

Verena Rothenbühler müsse als freischaffende Historikerin besonders kreativ sein, sagte Uwe Mohr vom forum andere musik. Er war ihr Lehrer am Kreuzlinger Seminar und zeigte sich deshalb besonders stolz, sie zu begrüssen. Verena Rothenbühler berichtete mit Humor von ihrer Forschung über die Strafanstalt Tobel. Eine umfassende Geschichte über Verbrechen und Strafen sei geplant gewesen. Die Aktenlage erforderte jedoch mehrfache Perspektivenwechsel bis hin zur Beschäftigung mit dem Eintritt der Sträflinge, ihrer Kleidung, Ernährung und ihrem Tod oder der Flucht.

Benjamin Engeli

Zum Schluss der Veranstaltung spielte der Kreuzlinger Pianist Benjamin Engeli Bachs Englische Suite Nr. 3. Damit sprengte er - zur Freude der Zuhörenden - den vorgegebenen Zeitrahmen von exakt 13 Minuten für die Präsentation seiner Aufwirbelungen, während der er erklärte hatte, dass Üben aus viel mehr bestehe als Spielen. „Bevor man spielt, hat man viel zu tun, ohne dass man Musik macht.“ Neben all den Gedanken, die man sich zur Interpretation einer Notenvorgabe mache, seien die „kleinen manuellen Sachen nebensächlich“. Wie viel er übe, werde er oft gefragt. „Vielleicht 17 Stunden am Tag, wenn man jede menschliche Erfahrung mit einberechnet, die in diese Arbeit mit einfliesst.“

 

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