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von Barbara Camenzind, 07.04.2023

Mit Schalk, Charme und gutem Gedächtnis

Mit Schalk, Charme und gutem Gedächtnis
Ganz schön bunt: Zum zehnten Geburtstag kommt die Kombo UnglauBlech auch nach Frauenfeld. | © zVg

Seit zehn Jahren tourt UnglauBlech schon durch die meist ausverkauften Säle. Am Samstag 15. April lädt die Blechbläserformation zum kleinen Jubiläum ins Casino Frauenfeld ein. Wir haben mit  David Rufer über die Anfänge mit einer Kreuzfahrtschiff-Idee, höheren Blödsinn und einfach gute Musik gesprochen.

Der Appenzeller, der sich mit Kollegen einschiffen lassen wollte. Das ist nicht meteorologisch gemeint, sondern am Anfang von UnglauBlech stand die Idee von Sepp Zürcher an der Tuba, eine Band für ein Kreuzfahrtschiff zusammenzustellen. Doch anstelle der grossen Kähne eroberten die Berufsmusiker, die nebst einer hohen Professionalität es auch faustdick hinter den Ohren haben, das binnenländische Publikum Helvetiens.

Zwei Jahre nach der Gründung stiess David Rufer an der Posaune dazu. Am Anfang jeder Produktion stehe eine Grundidee, erzählt Rufer, aus der sich dann die Situationskomik, eine Art roter Faden entwickle.

Der Sinn für höheren Blödsinn

Der Clou, anspruchsvolle Musik zum Blasen, komplexe Rhythmen, verschiedene Stilrichtungen von ganz alter Musik, bis Jazz/Pop/Zeitgenössisch mit viel Charme und Schalk auf die Bühne zu bringen, dazu brauche es vier Voraussetzungen: Eine professionelle Ausbildung am Instrument, ein schnelles und gutes Gedächtnis, da auswendig gespielt werde, eine gute Kondition und ja eben, das gewisse Etwas, den Sinn für höheren Blödsinn.

Blechbläser seien prädestiniert für Musikkabarett, findet David Rufer. Sie hätten im grossen Orchester meist genug Zeit, weil sie auf ihren Einsatz warten müssten und da käme man dann schon auf die eine oder andere Idee. Und wer die Arbeitsatmosphäre im Orchestergraben kennt, weiss, dass man da durchaus Sinn für Skurriles entwickeln kann (- und muss).

Video: UnglauBlech können auch Daft Punk

Abendunterhaltung der anderen Art

Wie seine Kollegen, kommt Posaunist Rufer  aus der Blasmusikszene. Der Mikrokosmos Blasmusik mit seinen Saalkonzerten, der Abendunterhaltung mit Theater, für das laut Rufer fast mehr geprobt werde, als für die Musik, war schon öfters Thema bei UnglauBlech. Auf herzlich-scherzliche Art konterkarieren die Musiker die Uniformen mit ihren bunten Anzügen, einer schrägen Präsidentenbegrüssung und Traditionen, die sich vielleicht etwas überlebt haben.

Eigentlich betreibt UnglauBlech gute Werbung für Blasmusikvereine, die, wie andere Bereiche auch, auf den Nachwuchs gut Acht geben müssen. Was sich nie ändern werde, sei die Disziplin beim Üben. Ein Blechblasinstrument gut zu spielen, brauche Zeit, Geschick und auch etwas Geduld. Das wolle heute nicht mehr jeder auf sich nehmen, glaubt Rufer.

Auf die Frage, ob Trompete, Posaune, Tuba und Co. immer noch mehrheitlich von Männern gespielt werden, verneint David Rufer. In den Vereinen spielen Frauen und Mädchen zwar eher noch Holzblasinstrumente, aber international gesehen, studierten mittlerweile viel mehr Mädchen und Frauen Musik mit einem Blechblasinstrument. Das Vorurteil, dass nur Männer gute Blechbläser sind, sei schon lange widerlegt.

Zwei Gäste beim Jubiläum: Eine spannende Komponistin und ein bekannter Solist

Für ihr „Unglaubiläum“ hat die Band zwei spannende Gäste eingeladen: Die junge Komponistin und Jazzmusikerin Claudia Döffinger komponierte eigens für UnglauBlech unglaublich spannende Musik. Es ist das erste Mal, dass sie für so eine Formation arbeitete. Döffinger ist bekannt für ihren frischen, vielschichtigen Jazz-Fusion-Sound, in den sie gekonnt verschiedene Stilrichtungen einbaut, von Ohrwürmern, Bigband, Hiphop, bis zum Klangexperiment. David Rufer und seine Kollegen kennen die international tätige Musikerin noch aus ihrer gemeinsamen Zeit an der Musikhochschule Luzern.

Vom Jungtalent zum Elder Statesman: Gaststar Thomas Gansch ist ein ganz Grosser an der Trompete. Der musikalische Leiter von Mnozil Brass und als Mitglied des Vienna Art Orchestras und weiteren Formationen ist er über die Blasmusikszene hinaus als virtuoser Künstler bekannt. Sie hätten ihn vorhin nicht persönlich gekannt, ihn aber trotzdem angefragt und freuen sich sehr, dass Gansch zusagte, erzählt Rufer begeistert.

Mit so viel spannenden Gästen an Board dieses „Unglaubiläums-Konzertfahrtschiffes“ werden die beiden Konzerte am 15. April im Casino Frauenfeld bestimmt zu einem Fest der Frechbläser. Gute Unterhaltung wird ziemlich sicher inbegriffen sein.

Video: UnglauBlech spielen die Flintstones-Melodie

 

Die Konzerte

UnglauBlech Unglaubiläum

Samstag 15.4. 18 Uhr

Samstag 15. 4. 21 Uhr

Casino Frauenfeld, Tickets gibt es hier.

 

(Das ist die April-Konzertempfehlung der Musikkorrespondentin. Die Autorin hat es nur einmal geschafft, einen jämmerlichen Quietsch aus einem Jagdhorn zu pressen, zu einer Fuchsjagd. Das Ross ist heute noch empört.)

 

 

 

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